Langeweile oder die geschenkte Zeit

Langeweile oder die geschenkte Zeit

Gastartikel von Katrin Neumeier

Da erscheint uns Langeweile häufig als ein Zustand,
den es zu überwinden gilt.
Als Mangel in einer Zeit – voll von Funktion und Geschwindigkeit.
Wie oft zeigen sich, in all der scheinbaren Langeweile, Gefühle,
die wir nicht gerne annehmen, weil wir sie kaum ertragen können.

Emotionen, von denen wir bereits als Kind Abstand genommen haben,
denn wer möchte sich schon gern funktionslos fühlen,
gerade nicht gebraucht werden oder sogar faul wirken?
Dabei liegt gerade in diesen Zeiten der Ruhe und des Stillstandes
ein Geschenk, das gerne ausgepackt werden will.

Da zeigen sich all die unterdrückten und abgespaltenen Teile,
Gefühlsfelder, nur dann, wenn wir uns die Zeit einräumen,
nichts zu tun. Die Seele baumeln lassen.

In all dem Gerenne, im ständigen Schaffen,
sind wir viel zu sehr damit beschäftigt, einen Zweck zu erfüllen,
so dass wir den Zugang zu uns selbst und zur eigenen Mitte verlieren
und somit zur lebendigen Quelle im eigenen Sein.

Da dürfen sich in unverplanten Zeiten – Kreativität finden,
ebenso eigene Werte und bislang ignorierte Bedürfnisse.
Es darf geträumt werden und aus diesen Visionen heraus,
dürfen sich Wünsche und Ziele ihren Weg durch unser Herz
und in unser Leben bahnen,
scheinbar völlig aus dem Nichts.

Vielleicht sind wir gerade dazu angehalten, uns die Frage zu stellen,
was unserem Leben Sinn verleiht, uns frei atmen lässt und
wofür es sich zu Leben lohnt.Jeden einzelnen Tag.
Und wie so oft, zeigt sich auch hier – manchmal, da ist weniger, so viel mehr.

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